Graffitis und Kritzeleien werden in den Wiener Öffis seltener – Sie kosten die Wiener Linien jährlich rund 220.000 Euro
Schmierereien in den Wiener Öffis sind selten geworden. Das ist zumindest mein Eindruck der vergangenen Wochen, als ich bewusst nach geistreichen oder auch idiotischen Sprüchen in den Straßenbahnen, Bussen oder U-Bahnen Ausschau gehalten habe. Konnte man früher immer wieder Klassiker wie „Jenny war hier“ (oder irgendjemand anderer) an den Wänden lesen, sucht man nun vergeblich. Auch geschriebene Konversationen zwischen Unbekannten à la „Die Liebe wird siegen“ – „Wen interessierts?“ – „Mich! Nicht!“ finden sich kaum mehr unter den U-Bahn-Scheiben.
Das führt Wiener Linien-Sprecher Dominik Gries unter anderem auf die Videoüberwachung in den U-Bahn-Zügen und Haltestellen zurück. In Zukunft sollen auch die Straßenbahnen mit Kameras ausgestattet werden.
220.000 Euro für Graffitis
Außerdem hätten die Wiener Linien im vergangenen Jahr rund 220.000 Euro nur dafür aufgewendet, um Graffitis von den Außenwänden der öffentlichen Verkehrsmittel zu entfernen. Die Beseitigung eines Sprayer-Werks kann in manchen Fällen mehrere Tagen dauern und bis zu 1500 Euro kosten. Für Gries rechnet sich dieser Aufwand auf jeden Fall: „Die Fahrgäste wissen es zu schätzen, wenn ihre U-Bahn frei von diesen Dingen ist“. Außerdem wolle man den BeschmiererInnen kein Publikum bieten – vor allem nicht für politisch-bedenkliche oder rassistische Aussagen.
Auch bei der täglichen Innenreinigung der Öffis werden die Wägen auf geschriebene Botschaften und „Kunstwerke“ abgesucht. Dabei komme es laut Gries zu „einer Art Wettrüsten“ zwischen den Reinigungskräften und den „KünstlerInnen“. Denn sobald man ein Mittel gegen einen bestimmten Lackstift gefunden habe, würden die „KritzlerInnen“ nach einem neuen Schreibutensil suchen, das sich noch schwerer entfernen lässt. Deshalb verrät Gries auch keine Details zu den Reinigungsmitteln – außer dass Wasser und eine spezielle Paste für die Oberflächen verwendet werden.
Anzeige und Schadenersatz
Aber auch in der Remise müsse man aufpassen, dass sich keine SprayerInnen hineinschleichen und die Züge aufs Neue bemalen, so Gries. „Unsere ExpertInnen arbeiten europaweit mit der Polizei und anderen Verkehrsbetrieben zusammen, da die Hardcore-Szene in ganz Europa unterwegs ist“, sagt der Wiener Linien-Sprecher: „Durch Kooperation gelingt es uns auch oft gemeinsam, den Schaden wieder einzubringen.“ Als Beispiel nennt der Pressesprecher einen Spanier, der in Wien vor wenigen Monaten ein öffentliches Verkehrsmittel beschmiert hatte und schließlich in Berlin erwischt wurde.
Aber nicht nur professionelle SprayerInnen, sondern auch Laien-BeschmiererInnen der Öffis müssen mit einer Anzeige und Schadenersatzforderungen rechnen. „Manche Leute zahlen dann ein paar hundert Euro pro Monat zurück“, weiß Gries. (Bianca Blei, derStandard.at, 22.11.2011)
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