„Dieser Künstler hat nichts zu befürchten: Auf einigen Flächen darf in Linz legal gesprayt werden, wie hier in der Nähe der Europaschule. Bild: Wakolbinger
LINZ. Sie besprühen Hallen, Mauern oder Unterführungen. Früher war das illegal – heute gibt es Flächen, auf denen das Sprühen erlaubt ist. Die OÖNachrichten haben die Linzer Graffitisprayer einen Tag lang begleitet.
Der Geruch von Lack liegt in der Luft, konzentriert starren die drei Jugendlichen auf ihre Schriftzüge. Mit einem konstanten Zischen entweicht der Lack aus den Sprühdosen – die Betonmauern in der Nähe der Europaschule werden zusehends bunter.
„Der farbliche Übergang gefällt mir schon echt gut“, sagt Tim Reiche zu seinem Kollegen und betrachtet dessen halbfertiges Werk mit fachmännischem Blick. Der 21-Jährige wuchs in Berlin mit Graffiti auf, übersiedelte später in die Stahlstadt. „Die Begeisterung fehlt hier etwas, obwohl Linz ja eigentlich eine Künstlerstadt ist“, sagt der Deutsche. Warum? „Die meisten Jungen gehen am Wochenende nur saufen, und unter der Woche einkaufen und konsumieren.“
Dafür ist der Jugendliche damit zufrieden, wie man in Linz mit dem Thema umgeht. „Für die wenigen Graffitisprayer in Linz gibt es viele Flächen, wo man legal sprayen darf“, erzählt Reiche. Bei der Untergaumberg-Unterführung, bei der Europaschule und an einigen anderen Plätzen darf der Kreativität freier Lauf gelassen werden.
Blaulicht, Beschimpfungen
Trotzdem kommt fast jedes Mal die Exekutive, wenn die Graffitisprayer am Werk sind, erzählt der 21-jährige Sebastian Steininger. „Passanten rufen die Polizei, weil sie nicht wissen, dass man hier legal sprühen darf.“ Hin und wieder werde man auch beschimpft, fügt der Student hinzu – es gebe aber auch viele positive Rückmeldungen.
Im vergangenen Jahr wurden 166 Fälle von illegalen Graffiti angezeigt. „Die Jugendlichen sind sich oft nicht bewusst, dass es sehr teuer werden kann, wenn sie erwischt werden“, sagt der stellvertretende Linzer Polizeidirektor Erwin Fuchs.
Einige stört das nicht, ganz im Gegenteil. „Illegal sprühen gibt einem einen gewissen Kick – aber man sollte gut rennen können“, sagt Martin T. (Name von der Redaktion geändert).“
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