Der Graffitikünstler und Kunsthistoriker Stefan Wogrin erklärt, was es mit dem Tag genannten Schriftzug auf sich hat
Wien – Am Mittwoch vermeldete die Wiener Polizei die Zerschlagung eines Drogenrings. Die sechs verhafteten Verdächtigen hätten seit 2019 ihre Kunden per Taxi mit insgesamt rund 3,6 Kilo Kokain beliefert. Sie bewarben ihre Dienste mit dem Namen „Coco-Taxi“, der als Graffiti auf zahlreiche Wände und Brücken in Wien gesprüht wurde, hieß es in der Meldung. Dazu lieferte die Polizei ein Foto eines solchen Schriftzugs.
Daraus zogen viele die Schlussfolgerung, besagte Dealer hätten die Graffitis wie eine gesprühte Visitenkarte als Werbung für ihr Business auf Wände und Brückenpfeiler im öffentlichen Raum verteilt. Ein Trugschluss, wie sich herausstellte: Denn wer der Urheber der Graffitis ist, ist der Polizei nicht bekannt. Auch nicht, ob die Person oder Personen etwas mit den Drogenlieferanten zu tun hatten, heißt es dazu vonseiten der Polizei.
Wer aber steckt hinter dem Coco-Taxi-Graffiti, und was hat es zu bedeuten? Der Graffitikünstler und Kunsthistoriker Stefan Wogrin erklärt, was es mit dem Tag auf sich hat.
(…)
Category Archives: Der Standard
Der Schriftzug „Coco-Taxi“ ist mittlerweile ein beliebtes Graffiti und in vielen europäischen Großstädten im öffentlichen Raum zu sehen. Auch in Wien prangt er an vielen Wänden, Pfeilern und Brücken der Stadt.
Update/Korrektur auf derstandard.at: Die Graffiti „Coco-Taxi“ wurden nicht von den Verdächtigen des Drogenrings platziert.
Mittels Graffiti bewarben sie an vielen Wänden, Pfeilern und Brücken der Stadt ihren Lieferservice. Was für die meisten als harmlose Streetart anmutete, war auf die Zielgruppe der Eingeweihten zugeschnittene Werbung, Telefonnummer oftmals inklusive.
(…)
User:in „MsrLL“ möchte dieses Thema mit der STANDARD-Community diskutieren
Auf meiner täglichen Pendelstrecke fällt mir auf, dass tagtäglich immer mehr Züge mit Graffiti verunstaltet werden. Selbst neu gestaltete Bereiche sind nach kurzer Zeit wieder beschmiert oder beschädigt. Wien-Mitte oder Rennweg sind nur mehr verschmiert. Kürzlich in unserer Gemeinde aufgestellte Kunstwerke im Park waren in kürzester Zeit mit sinnlosen Tags verschmiert oder beschädigt. Ich frage mich, ob die zunehmende Verwendung von Graffiti in der Werbung, um Jugendlichkeit und Coolness zu betonen, dazu beiträgt, dass manche dies tatsächlich als „cool“ empfinden und deshalb ihre Umgebung beschmieren. Was denkt ihr darüber?
(…)
Maike Hettinger und Stefan Wogrin legen mit ihrem Buch „Graffiti Wien #1 1984–1999“ eine umfassende Geschichte der Wiener Graffitikultur vor
Die bunten Farbschichten an den Seitenmauern des Donaukanals kann man zählen wie die Jahresringe eines Baumes. „Wenn man wissen will, wie alt ein Graffiti ist, orientiert man sich daran“, erzählt Maike Hettinger. Gemeinsam mit Stefan Wogrin, der das umfangreiche Graffiti-Online-Archiv Spraycity betreibt, hat sie eben das Buch Graffiti Wien #1 1984–1999 veröffentlicht. Darin rekonstruieren die beiden den Weg einer illegalen urbanen Bewegung zur anerkannten Kunstform. Wenn man die umfangreiche Wiener Graffitigeschichte vollständig erzählen will, umfasst das auch illegale Werke. Eine Fläche ohne das Einverständnis des Eigentümers zu bemalen ist Sachbeschädigung, die in Österreich laut § 125 StGB geahndet wird.
(…)
Ein unbescholtener 22-Jähriger soll diverse Diebstähle begangen haben, um seine Sucht zu finanzieren. Zahlreiche Graffitis habe er im Rausch angebracht
(…)
Auch Wandbemalungen aus der frühen Vergangenheit und Gegenwart sind für die Wissenschaft interessant
Im Gastblog berichten Benjamin Wild und Jona Schlegel von einem Forschungsprojekt zu Graffiti am Donaukanal.
Menschen, wo auch immer sie sind, hinterlassen seit jeher Markierungen. Graffiti finden sich in den französischen Höhlen von Lascaux, als Gladiatorenabbildungen in den Straßen des römischen Pompeiis oder als Gefangenenritzungen des sechzehnten und siebzehnten Jahrhundert im Beauchamp Turm in London. Damals wie heute gibt diese Art des kulturellen Erbes Einblicke in unsere Lebens- und Denkweisen. Der Umgang damit unterscheidet sich jedoch grundlegend.
Während Graffiti, die hunderte oder tausende von Jahren alt sind, mit größter Sorgfalt wissenschaftlich dokumentiert werden, geschieht dies bei modernen Graffiti kaum. Indigo, ein Graffiti-zentriertes Forschungsprojekt, versucht genau das zu ändern. Mittels modernster Methoden werden die Graffiti am Donaukanal dokumentiert, inventarisiert und bald der Öffentlichkeit frei zugänglich gemacht.
(…)
weiterlesen auf derstandard.at
Seit dem Jahr 1417 sind in Europas Flüssen extrem niedrige Wasserstände markiert. Teils sind dabei schauerliche Mitteilungen zu lesen
(…)
Dem Aufruf, Bilder der schönsten und hässlichsten Graffiti in Wien zu sammeln, ist die STANDARD-Community gerne nachgekommen. Sehen Sie selbst!
(…)
Drei Kunststudierende erzählen, wie sie versuchen, von ihrer Kunst zu leben, und welche Schattenseiten alte und neue Verkaufswege mit sich bringen
(…)