ÖBB: Massiver Kostenanstieg durch Graffiti-Schäden

Vandalismus kostet ÖBB und Wiener Linien mehrere hunderttausend Euro jährlich
Wien – Die ÖBB sehen sich heuer besonders oft mit Problemen durch Graffitis konfrontiert. Vor allem seit Beginn der Sommermonate hätten die Sprayer „mehr Ideen für kreative Schäden“ entwickelt, wie es Sonja Horner, Konzernsprecherin der ÖBB, bezeichnet. Die Höhe der Sachbeschädigung bei den Bundesbahnen stieg im Vergleich zum vorigen Sommer um 20 Prozent, insgesamt beträgt der Schaden im Jahr 2011 schon eine halbe Million Euro. Warum ausgerechnet heuer so gern gesprayt wird, stellt die ÖBB vor ein Rätsel.
Schon ein Graffiti könne großen Schaden anrichten. Laut ÖBB beläuft sich das Ausmaß an Reinigungskosten pro Zug auf 10.000 bis 100.000 Euro. Besonders heikel seien Graffitis an den Fenstern. Manche Züge müssten gar komplett neu lackiert werden.
Auch die Wiener Linien klagen über verstärktes Sprayen im Sommer, von einem drastischen Anstieg im heurigen Jahr könne man allerdings nicht sprechen, so Dominik Gries von den Wiener Linien. Der Schaden bewege sich relativ konstant um 200.000 Euro pro Jahr.
Nur wenige werden erwischt
Betroffen ist hauptsächlich der Großraum Wien, besonders beliebt bei den Sprayern sind die Bahnhöfe Matzleinsdorfer Platz, Wien West, Floridsdorf, aber auch Praterstern und Penzing. Laut Wiener Linien sei ein großes Problem, dass die Anlagen, in denen die Züge in der Nacht abgestellt werden, zu weitläufig sind, sodass die Mitarbeiter nicht lückenlos kontrollieren könnten. Auch spezielle Sicherheitstüren würden für die Täter offenbar kein Hindernis darstellen.
Die ÖBB behelfen sich mit Schwerpunktkontrollen durch eine private Sicherheitsfirma. Dadurch konnten Ende Juni drei Wiener Sprayer in flagranti erwischt werden, insgesamt konnten die ÖBB heuer schon 20 Täter ausforschen. Von den Wiener Linien werden jährlich zwischen zwölf und 15 Sprayer angezeigt.
Gefahr für die Sprayer
Die klassischen Sprayer gebe es übrigens nicht, sie würden in allen sozialen Schichten und allen Altersklassen vorkommen, erklären die beiden Konzernsprecher unisono. Auch ein harter Kern international vernetzter „Hardcore-Sprayer“ sei in Wien aktiv, sagt Dominik Gries von den Wiener Linien. ÖBB-Sprecherin Sonja Horner kritisiert zusätzlich das mangelnde Gefahrenbewusstsein: „Den meisten geht es beim Sprayen um den Nevenkitzel beim Hinterlassen der ‚Kunstwerke‘, viele vergessen dabei jedoch, wie gefährlich das Betreten der Bahnanlagen sein kann, besonders stromführende Oberleitungen stellen ein extremes Risiko dar.“
Was für die Sprayer Kunst ist, bedeutet für die Verkehrsbetriebe enormen finanziellen Schaden. „Zu wenige“ würden erwischt, so Horner: Wo es möglich sei, hole man sich das Geld für die Reinigung jedoch wieder zurück. Üblich seien Rückzahlungsvereinbarungen, wo die Täter mehrere hundert Euro pro Monat zahlen müssten – bei Wiederholungstätern oft auf Jahre hinaus. (Sandra Eigner, derStandard.at, 17.8.2011)
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