In der Streetart etabliert sich ein neuer Stil: Calligraffiti. Auch Wiens Wände bekommen bald einen Hauch von 1001 Nacht.
Wien. Schwungvolle Linien in knalligen Farben, die ineinandergreifen, knallige Farben formen auf der Leinwand das arabische Wort für Wien. Der Stil nennt sich Calligraffiti, eine Kombination aus Kalligrafie und Graffiti. Es ist eine neue Kunstrichtung, die sich vor allem unter Jugendlichen großer Beliebtheit erfreut. Künstler wie der gebürtige Tunesier „El Seed“ aus Frankreich und Tunesien oder Niels Shoe Meulman aus den Niederlanden schaffen mit ihren Kreationen in den vergangenen Jahren in Eigenregie eine neue Streetart, welche die arabische Schönschreibschrift mit Graffitielementen kombiniert.
Die neue Streetart findet immer mehr Anhänger, auch in Wien. Die drei Jugendlichen Samira, Yunus und Lenina verbindet die Liebe zur arabischen Kalligrafie auf eine besondere Art und Weise. Während Samira Arabisch als Muttersprache hat und deswegen die Sprache in Wort und Schrift beherrscht, mussten Yunus und Lenina sie erlernen, um die für kunstvollen Graffitigebilde kreieren zu können.
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Beim Calle Libre Festival (19. bis 26. September) ist Street-Art aus Österreich und Lateinamerika zu sehen.
Wien. Der Legende nach begann alles im New York der frühen Siebziger. Die „New York Times“ berichtete damals über einen Kurier und Sohn griechischer Einwanderer, der sich bei seinen Botengängen auf Wänden in der ganzen Stadt verewigte. Sein Kürzel „Taki183“ bestand aus seinem Spitznamen und seiner Adresse, der 183. Straße in Washington Heights, Manhattan.
Damit gilt er bis heute als einer der Pioniere der urbanen Kunstform. Dokumentarfilme wie „Style Wars“ und „Wild Style“ setzten auch anderen Inkognito-Künstlern ein Denkmal und führten zu vielen Nachahmern.
Das „Taggen“ war geboren und löste einen Boom aus. Die illegale Kunst passte gut zur noch jungen Rapkultur, der es auch um ein „Hier bin ich“ ging, um Aufmerksamkeit im anonymen Raum der Großstadt. Noch war die Szene männlich dominiert.
Aus der Kunstform Graffiti entwickelte sich dann die vielfältigere Street-Art. Nicht zu verwechseln ist diese mit Straßenkunst, der Ausdrucksform von Straßenkünstlern, die im öffentlichen Raum musizieren oder zaubern.
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Graffiti- und Street-Art-Künstlern werden Flächen im Hauptbahnhof zur Verfügung gestellt – bis Ende Mai.
Wien. In der Eingangshalle am neuen Hauptbahnhof riecht es nach Aerosol und Vanille. Die Wände sind kunstvoll mit aufwendigen Mustern besprüht worden. Man sieht, hier sind Graffiti-Künstler am Werk. Das Projekt wurde von den ÖBB und dem Street Art Festivalsommer „Cash, Cans & Candy“ der Kunstgalerie Ernst Hilger initiiert. Dazu wurden die international renommierten Street-Art-Künstler The Stencil Network und Stinkfish eingeladen. Die ÖBB stellten den Künstlern eine Fläche von 170 Quadratmetern zur freien Gestaltung zur Verfügung. Bis Ende Mai kann man die Kunstwerke besichtigen, danach werden die Gipswände abmontiert, die die Eingangshalle vom Baustellenbereich abtrennen. Die riesigen Paravents werden dann schließlich für einen karitativen Zweck versteigert.
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Der Wiener Street-Artist Paul Busk verteidigt einfache Schriftzüge des Tags und den Mut zur Hässlichkeit
„I was there“ – Street-Art Ikone Taki 183 erfand das Graffiti-Writing
Wien. Phantasielos, sagen die einen. Na, und?, sagen die anderen. Überall und immer gleich, ist ein anderer Vorwurf. Das ist die Werbung von A1 auch, sagen die Verteidiger. Wiens bekanntester Sprayer ist am Donnerstag angeblich festgenommen worden, sein Nom de Plume findet sich an unzähligen Fassaden, inklusive der Übermalung eines Kindergarten-Freskos sowie des Gap-Gebäudes nach einem kritischen Artikel über ihn. 119 Anzeigen wegen Sachbeschädigung sind seit Mai 2013 bei der Polizei eingegangen. Puber war überall.
„Dass Puber so aufgefallen ist, liegt nur daran, dass es keine Mitkonkurrenten gegeben hat“, analysiert der Wiener Street-Artist und Multimedia-Künstler Paul Busk im Gespräch mit der „Wiener Zeitung“ das Phänomen Puber. Busk, der unter anderem mit seinen Affenköpfen sowie Variationen seines Namens bekannt geworden ist, verteidigt den monotonen Schriftzug, und sieht ihn im Kontext der 80er-Jahre-Ästhetik, die noch immer ein Revival bei Musik und Mode feiert – ein Ja zur Hässlichkeit.
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Quelle: wienerzeitung.at
Von Bernd Vasari
Der Graffiti-Sprayer wollte über das Dach eines Wohnhauses flüchten – die Polizei wartete dort schon auf ihn
Lang gesuchter Graffiti-Sprayer „Puber“ wurde am Donnerstag festgenommen.
Wien. Am Donnerstag wurde der Graffiti-Sprayer Puber, der in Wien unter anderem unzählige Hauswände und Öffis mit seinem Namen besprüht haben soll, in seiner Wohnung im 15. Bezirk festgenommen. Ein anonymer Hinweis führte die Polizei am Vormittag zu der Wohngemeinschaft, in der der Gesuchte lebte. Beim Eintreffen der Beamten versteckte sich der Sprayer auf einem Vordach des Hauses, wo er aber gleich entdeckt wurde.
In der Wiener Graffiti-Szene sind die Meinungen über die Festnahme Pubers geteilt. Auf der einen Seite sei man zwar erleichtert, heißt es bei einem Rundruf der „Wiener Zeitung“, denn Puber sei sehr gewalttätig gewesen. Nicht selten ließ er seine Fäuste sprechen, auch ein Messer soll er immer dabei gehabt haben. „Gewalt ist in der Graffiti-Szene nichts Neues“, sagt ein Sprayer, der anonym bleiben möchte, „aber Puber hat das Level deutlich angehoben.“ Unbeliebt machte er sich aber auch durch das Übersprayen von anderen Werken und durch die von ihm verursachte erhöhte Aufmerksamkeit der Polizei auf die Szene. Es soll sogar ein eigener Beamter für die Ermittlungen gegen Puber abgestellt worden sein.
„Ein Held, der rebelliert“
Für viele Sprayer ist Puber aber auch ein Held, der rebelliert, seine Freiheit lebt, „der auf alle scheißt und macht, was er will.“ Die meisten seiner Graffitis sind in den schicken Bezirken Neubau und Josefstadt zu finden. „Es war schon cool, wie er die Latte-Macciato-Welt, die Welt der Bobos, zerstört hat“, sagt ein Sprayer. Und weiter: „Das hatte schon ein bisschen etwas von Bonny und Clyde. Man weiß, es ist böse, aber irgendwie mag man es trotzdem.“ Für den Bezirkschef von Neubau, Thomas Blimlinger war es weniger cool. Nachdem Puber eine Kindergartenwand übersprayt hatte, brachte Blimlinger eine Tafel an: „Lieber Puber, Zeichnungen von Kindern zu überschmieren, ist das Letzte.“ Kurz darauf sprayte Puber sein „Tag“ auf diese Tafel. „Er ist sehr schnell. Und sehr geschickt“, räumte Blimlinger danach ein. Auch das Magazin „The Gap“ machte mit dem Sprayer Bekanntschaft. Nach einem kritischen Artikel über Puber, sprayte selbiger seinen Namen kurzerhand über die gesamte Glasfassade des Büros.
Dass sich viele Menschen über den Puber-Schriftzug aufregen, ist in der Sprayer-Szene nicht immer nachvollziehbar. „Man bekommt ständig Logos wie das M-Logo von Mc Donalds oder das Coca-Cola-Logo vor die Nase gesetzt. Warum stört man sich dann aber ausgerechnet an dem Puber-Logo?“
Für einen anderen Sprayer ist die Aufregung lächerlich, vor allem im Vergleich zu anderen Städten. „In Berlin gibt es 50 Pubers. Da wäre er nie aufgefallen.“
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Manche sehen Graffitikunst als Verschönerung Wiens, andere als Sachbeschädigung
Von Sabine Karrer
Die Wiener Graffiti-Szene der ersten Generation ist in die Jahre gekommen.
Wien. Ob Joseph Kyselak stolz auf seinen „Nachwuchs“ gewesen wäre? Der Österreicher malte im 19. Jahrhundert auf Wanderschaft seinen Namen an zahlreiche Gebäude und Wände, gilt als erster dokumentierter Vorreiter der Graffitibewegung und praktisch als Erfinder des sogenannten Taggens, dem Hinterlassen seines Namenszugs. Das rund 200 Jahre nach ihm das Graffitisprayen noch immer Aufmerksamkeit erregt und sich teilweise sogar als Kunst etabliert hat, hätte Kyselak sicher gefreut. Wie er zu legalen Flächen gestanden hätte, die etwa das Projekt „Wiener Wand“ zur Verfügung stellt, darüber könnte man streiten. Immerhin: Kyselak selbst wird beim Taggen zu Monarchie-Zeiten kaum um Erlaubnis gefragt haben.
„Die legalen Flächen nutzen vor allem Junge und Leute, die besonders schöne Sachen machen“, sagt Norbert Siegl, der im Rahmen des Projekts graffitimuseum.at Führungen zu verschiedenen Plätzen in Wien anbietet. Wie zum Beispiel am Donaukanal. Es gehe den Sprayern nicht nur, aber stark auch um Selbstbehauptung, teils um pubertäre Vorstellungen oder um die „Verarschung der Öffentlichkeit“, betont Siegl. Auch wenn junge Menschen immer wieder glauben, sie würden die Welt neu entdecken: Die Sprayer der ersten Generation sind heute um die 40, 45 Jahre alt.
Alter Hase tritt ruhiger
Einer dieser „alten Hasen“ ist Thomas. Nicht zuletzt, weil er in wenigen Monaten heiraten wird, wurde es Zeit für ihn, in Sachen Sprayen ruhiger zu treten: „Den Stress brauch’ ich nicht mehr“, sagt der Wiener. Und meint damit vor allem Stress mit der Polizei, mehrere Male wurde er in der Vergangenheit bereits verhaftet. Nachweisen konnte man ihm nie etwas, worüber er im Nachhinein froh ist. Denn die Strafen bei Verurteilungen sind hoch. Johann Golob von der Wiener Polizei bekräftigt, dass man natürlich gegen illegale Sprayer vorgehe, kann aber keinen Auf- oder Abwärtstrend erkennen. International arbeite man eng mit den Behörden zusammen, da es sich teilweise um Gruppen handelt, die durch die Länder ziehen und dort ihre Spuren hinterlassen, so Golob.
Früher ist Thomas regelmäßig mit Marker oder Spraydose losgezogen, um seinen Namen in der Öffentlichkeit zu hinterlassen. Tatsächlich nicht immer unbedingt legal, wie er heute zugibt. Wie viele Sprayer war er als Jugendlicher über Hip Hop mit der Szene in Berührung gekommen. „Ich mag es einfach, etwas Schirches schöner zu machen“, sagt er. Etwas „Schirches“, das können Betonwände ebenso sein wie öffentliche Gebäude. An privatem Eigentum würde sich Thomas allerdings ebenso wenig austoben, wie etwa an Bauwerken wie dem Stephansdom. „Davor hat man in der Szene Respekt“, sagt er.
Ähnlich wie einst Kyselak, hinterlässt auch Thomas in der Regel nur seinen Schriftzug. Und da ist er nicht der einzige: Namen wie Keramik, Solo oder Sand begegnen aufmerksamen Wien-Spaziergängern. Gesprayt wird mal nach mehr, mal nach weniger Vorbereitungszeit, erzählt Thomas: „Meistens überlegt man vorher, wo man seine Zeichnung hinterlässt, macht Skizzen und übt viel“, sagt er. Schnelligkeit ist dabei selten das wichtigste Kriterium, wer etwas auf sich hält, achtet immer auf die Qualität seiner Werke. Danach werde man schließlich innerhalb der Szene beurteilt. Wie vielen anderen Sprayern geht es Thomas nicht zuletzt darum, öffentlichen Raum zu erobern, Präsenz zu zeigen, seine Botschaft zu verbreiten. Auch wenn er sich selbst oft nicht im legalen Raum bewegt, würde er sich mehr freie Flächen wie jene des Projekts Wiener Wand wünschen, sagt er. „Insgesamt ist Wien sicher eine sehr saubere Stadt, was Graffiti betrifft“, betont er aber auch.
„Lässt einen nicht los“
Seine Farben kauft Thomas in Roman Somogyis „Color Store Vienna“ in der Burggasse. Dieser will von illegalen Aktionen nichts wissen, er ist überzeugt, dass seine Kunden „nur Nettes“ malen. Besonders freut es ihn, wenn junge Menschen in ihrer Freizeit malen, anstatt vorm Fernseher zu sitzen. „Ich hatte keinen Bezug zum Malen und war eher peinlich berührt, als mir vor etwa 20 Jahren der erste Bub seine Skizzen vom Wochenende gezeigt beziehungsweise geschenkt hat“, erzählt Somogyi. Längst hat ihn das „Fieber“ auch gepackt, seitdem malt er an der legalen „Rookiewall“ auf der Donauinsel mit.
Auch Thomas weiß, dass das Sprayen einen so leicht nicht mehr loslässt, sogar ein gewisses Suchtpotenzial birgt. Ganz lassen kann er es selbst heute noch nicht. Dabei hängen bei ihm im Wohnzimmer bereits „ganz normale Bilder in Rahmen“, wie er sagt. Schließlich gehe er ja auch schon auf die 40 zu.
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Von Christof Habres
Der Galerist Ernst Hilger präsentiert ein umfangreiches Street-Art-Projekt.
Wien. Er wurde zum ersten Mal verhaftet, als er sich auf dem Weg zu seiner ersten Museumsausstellung befand. Kaum hatte er sich aus der Anonymität seiner Graffiti-Künstler-Identität, die für interessierte Eingeweihte lediglich durch seine Tags (Signaturkürzel, das als Pseudonym der Street-Artists verwendet wird) erkennbar war, gewagt und sich einer tradierten Präsentationsform innerhalb der anerkannten Kunstrezeption zugewandt, klickten auch schon die Handschellen.
Insgesamt wurde der amerikanische Künstler Shepard Fairy, der sich von seinen Anfängen in den 1990er Jahren bis heute als einer der international bekanntesten Street-Art-Künstler etabliert hat, 16 Mal verhaftet. Weitere Arretierungen nicht ausgeschlossen. Denn er, der nun schon regelmäßig auf Ausstellungen in Galerien und Kunsthallen verweisen kann und im Jahr 2008 das weltweit bekannte Obama-Sujet „Hope“ kreiert hat, wird sich auch weiterhin unter seinem Tag „Obey“ öffentliche Flächen suchen, an die er seine Arbeiten platzieren kann.
Wandkunst als Zeichen
Das sei Teil seines künstlerischen Selbstverständnisses, wie er im Gespräch mit der „Wiener Zeitung“ bemerkt. Für Fairy ist es wichtig, dass Arbeiten einer Öffentlichkeit sichtbar machen kann, die er mit seinen Ausstellungen nicht in Galerien und Museen findet. Selbst wenn er sich schon ein Renommee als Künstler erarbeiten konnte, das es ihn ermöglicht, wie nun in Wien, eine überdimensionierte Arbeit mit der finanziellen und logistischen Unterstützung der Galerie Hilger und der Firma Ankerbrot zu realisieren. Er sucht bis heute diese Herausforderung, die er in seinem Fall als Kombination aus Mut und Aggression definiert. Und die er annimmt, wenn er seine Ideen zu Kunstwerken im öffentlichen Raum – nicht ganz im Sinne des Gesetzes – umsetzt. Seine Arbeit, die er für das Street-Art-Projekt „Cash, Cans & Candy“ an eine Außenmauer eines Silos der Ankerbrotfabrik gesprayt hat, ist die erste von drei, die im Zuge des Projekts auf dem Areal der Fabrik realisiert werden. Die Künstler Faith47 und Faile folgen im Juni.
Begleitet wird die Kunstaktion von einer von Katrin-Sophie Dworczak kuratierten Ausstellung mit demselben Titel, die in den Räumen der HilgerBrotKunsthalle und Galerie Hilger Next 40 österreichische und internationale Street-Art-Künstler präsentieren wird.
Die Kunstwerke an den Wänden der Silos der Ankerbrotfabrik werden als weithin sichtbare Zeichen bestehen bleiben und sollen der kulturellen Aufwertung des Grätzels dienen. Daher müssen die Organisatoren auch nicht eine Wiederinstandsetzung der grauen Mauern budgetieren.
Konserviert Graffitis!
Neulich hatte eine österreichische Boulevardzeitung „Sprayer kosten Millionen“ getitelt. Sie hat damit zwar den vermeintlichen „Schaden“ angesprochen, den Graffiti-Künstler mit ihren Werken anrichten.
Aber von einer anderen Warte aus betrachtet, hat das Blatt so unrecht nicht: Vergleicht man die Preise, die Werke von Jean-Michel Basquiat bei Auktionen vorletzte Woche in New York erzielt haben oder was Arbeiten von Künstlern wie Banksy und Fairy im Verkauf erzielen, dann kosten Sprayer tatsächlich Millionen.
Vielleicht wäre das Konservieren der Graffiti à la longue segensreicher für das Wiener Budget als deren Entfernung.
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Wien
Schon zwei Tage vor Halloween haben fünf junge Leute in Wien-Floridsdorf zahlreiche Sachschäden angerichtet: Passanten beobachteten in der Nacht auf Dienstag fünf Graffiti-Sprayer beim Verunstalten von Hauswänden, Straßenschildern, Stromkästen und Schotterboxen und alarmierten die Polizei. Drei der Übeltäter im Alter von 18 bis 20 Jahren wurden wenig später angehalten und angezeigt, zwei junge Männer konnten vor der Funkstreife flüchten. Insgesamt sollen in dieser einen Nacht 20 Sachbeschädigungen auf das Konto der Beschuldigten gehen. Auch in Wien-Margareten treiben Sprayer ihr Unwesen und beschmieren frisch renovierte Fassaden.
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4berger 4ever! Ein Spruch, der zahlreiche Bus-Haltestationen ziert. Ein Spruch, der in nahezu identischer, nämlich mit schwarzem Edding gezogenen, Form quer durch die Bundeshauptstadt zu finden ist – Gerüchten zufolge sogar jenseits davon. Ein Spruch, der schließlich eigentlich nur Fragen und keine Antworten aufwirft. 4berger 4ever. Wer oder was bist du?
Klar, das 4ever lässt sich leicht auflösen. Was aber hat es mit dem 4berger auf sich. Ist das ein Herr oder eine Frau Forberger, Vierberger oder gar Verberger? Ich glaube ja an Letzteres. dasbiber hat sich dem oder der 4berger vor mehr als einem Jahr gewidmet und war der Spur bis zu der Facebookgruppe „Wer ist dieser 4berger 4ever“ gefolgt. Dort ist zu lesen, dass es sich bei 4berger um eine nicht besonders beliebte Lehrerin aus einem Floridsdorfer Gymnasium handelt und ein vermutlich dort gebranntes Kind seinen schulischen Frust über diese Dame nun in Schriftzeichen an öffentlichen Stätten auslebt.
Tatsächlich: Es gibt eine Lehrerin mit entsprechendem Namen an einer Floridsdorfer AHS. Bleibt nur die Frage, ob sie tatsächlich mit dem Schriftzug zu tun hat, oder ob sich diese Spur am Ende nicht doch als eine falsche Fährte erweist. Denn: Wer sich die Mühe macht, an den unterschiedlichsten Stellen der Stadt einen Namen zu hinterlassen, muss einen guten Grund dafür haben. Einer, der mit Frust oder Wut eigentlich nicht hinlänglich zu erklären ist. Schon gar nicht, wenn man die Person hinter dem Namen mit dem Schriftzug geradezu hochleben lässt.
Eher schon plausibel erscheint mir ein Motiv, das als Fortsetzung einer „Urban Legend“ aus dem Wien des 19. Jahrhunderts verstanden werden könnte. Joseph Kysel, der vielerorts als erster Graffiti-Tagger gilt, machte sich schon zu Lebzeiten (1799-1831) einen Namen, indem er selbigen an allerlei öffentlichen Orten und Denkmälern einritzte. Der Legende nach, weil er eine Wette gewinnen und es in Dreijahresfrist zu einer in der ganzen Monarchie bekannten Namen bringen wollte. Am Ende landete der Tagger dem Vernehmen nach schließlich sogar vor einem erbosten Kaiser, der seine persönlichen Denkmäler entstellt sah, und dem gegenüber Kysel Besserung gelobte – um während der Audienz den kaiserlichen Schreibtisch auf ein Neues mit „Kyselak war hier!“ zu veredeln.
Ist das also des Rätsels Lösung? Ist 4berger wirklich ein neuer Kyselak? Oder doch eine Floridsdorfer Lehrerin? Schwer zu sagen. Als Bundespräsident würde ich meinen Schreibtisch jedenfalls besser im Auge behalten.
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„Wiener Wand“ versucht Graffiti-Szene zu kanalisieren – Aber Emissionen als Gefahr
- Wo Rauchen verboten ist, sind legale Graffiti-Wände offenbar kein Problem
Seit 2005 versucht die Stadt Wien, die illegale Sprayer-Szene mit legalen Graffiti-Flächen in den Griff zu bekommen. Statt Hausfassaden, Eisenbahn- und U-Bahn-Waggons zu beschmieren, sollen Wände an Brücken und in Parks möglichst künstlerisch gestaltet werden. Das Projekt der „Wiener Wand“ wird seither auch großteils gut angenommen – sodass die Flächen sukzessive anwuchsen: Mittlerweile gibt es bereits acht legale Sprayer-Wände in Wien. Allerdings befinden sich vier davon in Parks in der Nähe von Kinderspielplätzen, wo Eltern nun wegen giftiger Emissionen durch Graffiti-Sprays besorgt sind.
Besonders prekär ist die Lage im Arne-Carlsson-Park am Alsergrund: Wie sich beim Lokalaugenschein der „Wiener Zeitung“ zeigt, ist die seit zwei Jahren an der Außenwand des Luftschutzbunkers situierte Sprayer-Wand nur drei Meter von den Kleinkinder-Spielgeräten entfernt. An sich kein Problem, sagen Eltern, wenn nicht am helllichten Tage stundenlang herumgesprüht würde. „Vor zwei Wochen, an einem drückend schwülen Samstag, haben gleich drei Sprayer an ihren Werken gearbeitet“, berichtet eine Mutter. Mangels Wind seien die giftigen Dämpfe unter den hohen Bäumen des Parks nicht abgezogen – und anders als die Sprayer seien die Kinder auch nicht durch Masken geschützt. Letztlich blieb der Familie nichts anderes übrig, als den Spielplatz bei schönstem Wetter wieder zu verlassen.
Bemerkenswert ist, dass spielende Kinder laut Wiener Grünanlagenverordnung eigentlich geschützt sind – zumindest was das Rauchen betrifft. Das ist nämlich auf allen Kinderspielplätzen ausnahmslos verboten. Ebenso verboten sind „chemische Einwirkungen“ – allerdings nur auf Grünpflanzen; freigesetzte Giftstoffe durch Graffiti-Sprays sind nicht explizit erwähnt.
Dass sich die Sprayer selbst auf legalen Wänden nicht an die Regeln halten, ist zudem unübersehbar: Einige Spielgeräte sind angesprüht, zusätzlich wurden die definierten Flächen der „Wiener Wand“ weit überschritten.
Doch wie gefährlich sind nun Emissionen durch solche Sprays? Für den Umweltmediziner Hans-Peter Hutter ist evident, dass sich Sprayer „enormen Belastungen“ aussetzen und daher unbedingt eine Maske tragen sollten. „Und klar ist, dass die Belastung für Kinderlungen durch solche Aerosole zu minimieren ist. Daher sollten sich Kinder nicht in der Nähe von Graffiti-Sprayern aufhalten, sondern weggehen.“
Wenden sich Eltern in der Causa an den Bürgerdienst der Stadt, erfahren sie davon jedoch nichts: Ihnen werden „respektvolles Miteinander“ und persönliche Gespräche mit den Künstlern nahegelegt, da das Sprayen weder strafbar noch verboten sei.
Das muss freilich nicht stimmen. Denn laut Innenministeriums-Sprecher Karl-Heinz Grundböck kann das Hantieren mit giftigen Sprays in der Öffentlichkeit sehr wohl eine Körperverletzung darstellen. „Das hängt von der Nähe zu Kindern, der Intensität und den Umständen ab.“ Bei Konflikten sei die Polizei jedenfalls verpflichtet, das Gefährdungspotenzial zu klären, so Grundböck.
Rathaus sucht Lösung
Von der „Wiener Zeitung“ auf die Problematik aufmerksam gemacht, wird das Büro vom zuständigen SPÖ-Jugendstadtrat Christian Oxonitsch nun aktiv: Für heute, Mittwoch, ist eine gemeinsame Parkbegehung von Vertretern der „Wiener Wand“ und der Betreuung des Arne-Carlsson-Parks geplant. Beschwerden seien bisher nicht zu den Verantwortlichen durchgedrungen, wird versichert.
Andere Hauptstädte gehen bei legalen Graffiti-Wänden übrigens andere Wege: In Linz und Salzburg gibt es keine in der Nähe von Kinderspielplätzen.
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