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FP-Matiasek: Schmierereien in Wien den Kampf ansagen

Wien (OTS/fpd) – Weder Kunst noch Kultur sondern hauptsächlich kostenintensiver Vandalismus seien die mutwilligen Schmierereien an zahlreichen Flächen im öffentlichen Raum. Auch die Bevölkerung sei über angeschmierte Fassaden alles andere als erfreut. Jetzt endlich zeigen sich sogar die ÖBB und die Wiener Linien verärgert über den hohen Schaden an den Waggons, verursacht durch so genannte Graffiti-Sprayer. Trotzdem bleibe die Stadt Wien weiter untätig, kritisiert heute die Stadträtin der FPÖ-Wien, Veronika Matiasek.
In den allerseltensten Fällen gehe es beim Beschmieren von öffentlichen und privaten Objekten um künstlerische Gestaltung. In der Regel verunstalten anarchistische Parolen viele Wände in der Bundeshauptstadt und – wie nun bekannt wurde – auch mehr und mehr Züge und Waggons. Hier stieg die Zahl der Fälle im Vergleich zum Vorjahr um ordentliche 20 Prozent.
Statt diesen mutwilligen Vandalismusakten aber endlich wirksam den Kampf anzusagen, wurden seitens der Stadt im vergangen Jahr auch noch auf Kosten der Steuerzahler Graffiti-Workshops im Zuge der Aktionstage der Gebietsbetreuung angeboten und so die Schmierereien in Wien gefördert. Dabei sei klar, dass es von der Verschandelung des öffentlichen Raums zur Verwahrlosung und weiter zur Kriminalität oft nur ein kleiner Schritt ist, warnt Matiasek und fordert daher abschließend die Verantwortlichen auf, diese Sache nicht länger schleifen zu lassen sondern endlich wirksam und nachhaltig einzugreifen. Schluss) hn
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Zwischen Kick, Kieberer und Kunst

Graffiti erleben in Wien ein neues Hoch, die Stadt bietet legale Wände, an der sich Graffiti-Künstler verwirklichen

Wien. „ROA“ ist ein belgischer Street-Art Künstler, der nach New York oder Berlin nun die Gassen Wiens mit seinen Graffiti unsicher macht. Dessen Werk man aktuell in der Street Art Passage im MQ besichtigen kann. Dessen tote oder halb verweste Tiermotive an Plätzen Wiens, wie etwa einem Marktstand am Naschmarkt, zu finden sind, oder an einer Wand in der Siebensterngasse. Dem eine Soloausstellung in der Galerie Inoperable im siebten Bezirk gewidmet wurde. Einer von vielen Künstlern, die sich nicht gern zu erkennen geben.
Es ist ihm zwar lieber, unentdeckt zu bleiben, „aber wenn er auf der Straße malt, trägt er keine Maske, dann kann man ihn natürlich beobachten“, so Natalie Halgand von der Galerie Inoperable. „Die Kunst steht im Vordergrund“, dass man sein Gesicht kennt, sei ihm eben nicht wichtig. Bei ROA läuft alles legal ab. Seine Graffiti in Wien sind mit den Hausbesitzern abgesprochen worden.
Allerdings herrscht ein schmaler Grad zwischen gesetzeswidriger Sachbeschädigung und legaler Produktion von Kunst. Der Kick, illegal fremdes Eigentum zu beschädigen, kann für den Sprayer teuer werden. Bei schwerer Sachbeschädigung kann der Graffiti-Writer mit einer Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren rechnen oder aber mit einer Geldstrafe von bis zu 360 Tagessätzen. Dies wird oft entweder nicht bedacht – oder ignoriert.
Als Unterlage dient Sprayern etwa eine Wand, ein Waggon oder gleich ein ganzer Zug. Diese „Königsdisziplin“ unter den Sprayern gilt als besonders gefährlich, da gerade hier das Risiko erwischt zu werden besonders hoch ist, aber auch die Verletzungsgefahr groß. Sehr zum Ärger der ÖBB, denen das Entfernen der Graffiti auf den Zügen viel kostet, allein in diesem Jahr bereits rund eine halbe Million Euro.
Jedoch zählt bei dieser Art von Graffiti nicht die Nachhaltigkeit eines Werks, sondern der Moment, das Foto davon. Auf einem Zug währt ein Graffito, bevor es weggelöscht wird, oft nicht allzu lange. Hier geht es dem Künstler um den Kick. „Es ist für sie wie eine Sucht. Ein Leistungssport mit Gefahren“, so Halgand. Es ist dies eine eigene Tradition der Sprayer-Kultur. „Es geht um die Namensverbreitung. In welchen Formen auch immer“, so Norbert Siegl vom Wiener Graffiti- und Street-Art-Archiv. Das persönliche Logo des Sprayers soll möglichst vielfältig im Stadtbild verteilt werden. Es soll sichtbar sein. Eine statische Wand bietet dabei bei weitem keine so große Verbreitungsplattform. In bestimmten Kreisen der Szene ist diese Art der „Namensverbreitung“ besonders hoch angesehen. Je nach Betrachtungswinkel bringen sie damit „Geschicklichkeit, Mut, aber natürlich auch kriminelle Energie“ zum Ausdruck.
Die Stadt Wien bietet Sprayern aber auch auf legalem Weg Wände an, die nach Lust und Laune besprayed werden dürfen – ohne dass eine Anzeige droht. Etwa die Wiener Wand auf der Rossauer Lände, oder im Arne-Carsson-Park im neunten Bezirk. Dass dadurch die illegalen Graffiti auf den Hauswänden verschwinden, glaubt jedoch niemand. Siegl lobt jedenfalls diese Initiative, da sie jenen, die legal sprayen wollen, eine Möglichkeit dafür bietet. Für viele andere allerdings gehört die Illegalität zum Sprayen dazu. Jene wollen keine verordnete Wand, „sie möchten ihre Tags illegal im Stadtbild verteilen“. Sicherlich hat diese Initiative auch zur Popularität der Graffiti-Sprayer beigetragen. Überhaupt sei der Trend zu beobachten, dass das Interesse an der Graffiti-Bewegung im Wachsen ist. Die Toleranz gegenüber den Graffiti sei in den letzten Jahrzehnten deutlich gestiegen.
Die Galerie Inoperable ist auf der Suche nach Hauswänden, auf denen sich Künstler legal verwirklichen können. Etwa am Wiener Naschmarkt, wo Markstände zu Kunstobjekten werden sollen. Die Genehmigung fehlt zwar noch, man steht aber im Gespräch. Und immerhin würden die Stände dadurch auch vor „Schmierereien“ geschützt werden, denn andere Graffiti-Sprayer hätten „Respekt vor den Kunstwerken“, so Halgand.
Einer der bekanntesten Writer in Wien war Levin Statzer, der sich über die Stadtgrenze Wiens einen Namen machte. 2005 starb er bei einem Autounfall. Mit dem Ziel, junge Künstler und Projekte zu fördern, findet am 10. September zum sechsten Mal der Levin Jam statt. In Gedenken an Levin Statzer treten namhafte, auch internationale Künstler, beim bekanntesten Graffiti Jam Wiens an der Nordbrücke auf und zeigen, was sie können.
Aber ist Graffiti eigentlich Kunst? „Diejenigen, die nur schnell etwas auf die Wand malen, wollen bloß markieren. Aber jene, die sich ein Konzept überlegen, die sich mit Form und Farbe auseinandersetzen, das sind die Künstler“, so Halgand.
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