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Sprühen vor Kreativität – Neo Interview

„Mit seinen Graffiti hat Neo alias Delaine Gilma das Erscheinungsbild der Stadt geprägt. G7 hat ihn beim Sprayen unter der Hauptbrücke getroffen.

Neo, bis jetzt ist noch nicht viel zu erkennen – was ist das Konzept des neuen Hauptbrücken-Graffito?
NEO: Wir sprühen ein Bild von Graz, das die freundliche Seite der Stadt zeigen soll. Teil des Pieces ist unter anderem eine „Murpromenade unter der Murpromenade“ mit Sonnenuntergang.
Gesprüht wird das Bild aber nicht von dir alleine?
NEO: Es sind mehrere Künstler am Werk, wir wollen dadurch viele verschiedene Stile vereinen. Die Hauptcrew besteht aus mir als Leiter, Yukon von der Bande und Joy Mädi Evil Art aus Wien. Ich kenne nicht einmal alle beim Namen, muss ich gestehen.
Wann hast du mit Graffiti angefangen, was hat dich dazu gebracht?
NEO: Ich habe mit 16 begonnen, habe mir gedacht, das ist ein vernünftiges Hobby. Ich habe in meinem eigenen Zimmer angemalt, später dann auf einer öffentlichen Wand, die es in St. Peter, wo ich aufgewachsen bin, gab. Die haben wir immer wieder übermalt. Damals gab es vier bis fünf Sprayer, die das ernsthaft betrieben haben. Durch meine Mutter war ich damals schon oft in der Schweiz und in Deutschland unterwegs, die Szene dort hat mich inspiriert.
Woher kommen deine Namen, Neo und Cannibale?
NEO: Cannibale kommt einerseits einfach von „Can“, also Dose, andererseits repräsentiert der Name meine archaische Seite. Zum Beispiel pazifische Kulturen inspirieren mich sehr. Und Neo steht einfach für „neu“, damit stelle ich den Anspruch an mich, immer etwas Neues zu machen.
Wo ist für dich die Grenze zwischen Vandalismus und Kunst?
NEO: Schwierig zu sagen, es hängt einfach mit der Qualität zusammen. Viele schlechtere Sprayer befinden sich einfach noch in der Entwicklungsphase und werden später besser, manche schaffen es aber nie.
Hältst du dich an einen Ehrenkodex, gibt es Flächen, die du niemals besprühen würdest?
NEO: Das liegt in den Moralvorstellungen jedes Einzelnen. Für mich ist klar: Ich spraye nicht auf denkmalgeschützten Flächen und über gute Graffiti von anderen Sprayern. Respekt vor anderen gehört dazu.
Wie fühlt man sich, wenn eigene Graffiti entfernt oder von anderen übersprayt werden?
NEO: Das hat mir schon die Lust daran verdorben. Besonders schlimm war es immer in Wien, die konnten es nicht aushalten, wenn ein Grazer etwas gemacht hat, die mussten immer ihr Revier verteidigen.
Hast du ein eigenes LieblingsGraffito?
NEO: Eigentlich die Straßenbahn. Die wurde 2006 enthüllt, damals hieß es, dass sie drei Jahre fahren sollte. Und jetzt fährt sie immer noch, das freut mich sehr.
In Graz sind in den letzten Jahren vermehrt Schablonengraffiti aufgetaucht, was hältst du von dieser Form der Street Art?
NEO: Die finde ich nur bedingt interessant, vor allem von der technischen Seite ist so etwas ja nicht sehr anspruchsvoll. Ob es mir gefällt, hängt aber stark vom Motiv ab, die meisten in Graz finde ich langweilig. Ich selbst habe so etwas jedenfalls nie gemacht.
Du hast ja in Zürich ein erfolgreiches Tattoo-Studio – wie hat sich das Tätowieren ergeben?
NEO: Das war eine logische Weiterentwicklung. Man kann einfach mehr machen: Mauern sind begrenzt, aber bei einem Körper kann man beispielsweise seiner Bewegung folgen. Außerdem sind Tattoos dauerhafter als Graffiti. Obwohl das Vergängliche zum Sprayen dazugehört, freue ich mich nach 16 Jahren Graffiti schon sehr, wenn auch einmal etwas bleibt.
INTERVIEW: NINA MÜLLER“
Kleine Zeitung, 31.05.2010
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