Polizei geht von 119 Fällen aus
Innsbruck – Für 119 Graffitis im Innsbrucker Stadtgebiet sollen zwei 19-jährige Tiroler verantwortlich sein, die nun von der Polizei ausgeforscht wurden. Der angerichtete Schaden beläuft sich nach Angaben vom Donnerstag auf rund 50.000 Euro. Das Duo wurde bei der Staatsanwaltschaft angezeigt.
Bei den Einvernahmen zeigten sich die 19-Jährigen nur teilweise geständig, berichtete ein Kriminalbeamter. Durch die „signifikante Ähnlichkeit“ gehe man aber davon aus, dass die beiden die Urheber seien. Auf die Tiroler, die laut Polizei aus „geordneten familiären Verhältnissen“ stammen, wartet nun ein Gerichtsverfahren. (APA)
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Jungfernfahrt fand am 17. Jänner 1962 statt – Die Zahl der jährlichen Fahrgäste ist von 17 auf 100 Millionen gestiegen
Wien – Ein Verkehrsmittel hat am Dienstag seinen runden Geburtstag gefeiert: Genau vor 50 Jahren ist in Wien zum ersten Mal die Schnellbahn gefahren. Am 17. Jänner 1962 verließ die erste S-Bahn den damaligen Südbahnhof Richtung Meidling. Das Jubiläum wurde im Rahmen eines Festakts auf einem Bahnsteig am Praterstern gewürdigt. ÖBB-Chef Christian Kern betonte dabei in seiner Rede, dass die Schnellbahn ein Projekt gewesen sei, „das ja nicht unumstritten war am Beginn“.
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Das europaweit einmalige Konzept namens „Wiener Wand“ erlaubt legales Sprayen, eine kleine illegale Szene gibt es dennoch.
Er wolle nicht, dass Hauswände in seinem Viertel besprüht werden, erzählt ein illegaler Wiener Graffitisprüher dem STANDARD. Er selbst verspricht sich Freiheit und Adrenalin von seiner nächtlichen Aktivität.
Wien – „Du musst halt berühmt werden im Leben, dann hast du’s geschafft“, meinte neulich eine Arbeitskollegin zu Thomas K. „Eigentlich bin ich das schon“, dachte er sich. Nur gesagt hat er es nicht – denn Thomas K. ist illegaler Graffitisprüher. Nachts, wenn die meisten Leute tief und fest schlafen, zieht er durch Wien und hinterlässt seinen Schriftzug auf Hausfassaden, Brücken und Zügen. Sein bürgerliches Umfeld hat davon keine Ahnung.
Seit mehr als zehn Jahren ist der Sprüher aktiv – und nimmt auch einiges für seine Leidenschaft in Kauf. Stress mit Freundin und Familie sind da noch die geringsten Übel. Den Risiken von polizeilicher Verfolgung über drohende Geldstrafen im fünfstelligen Bereich bis hin zum psychischen Druck, die illegale Identität geheim halten zu müssen, ist er sich dabei durchaus bewusst.
Und dennoch wartet Thomas K. nachts im tiefsten Winter bis zu fünf Stunden an Abstellanlagen und studiert penibel Videoüberwachung und Patrouillenwege der Wachen, läuft an 700 Volt starken Stromleitungen vorbei, nur um schließlich für zehn Minuten seinen Schriftzug an einem U-Bahn-Zug anbringen zu können.
Freiheit und Adrenalin verspricht sich Thomas K. vom Sprühen, doch wirklich rational erklären kann er sich seine Leidenschaft, die abgesehen vom Ruhm innerhalb der Szene nur gesellschaftliche Ächtung bringt, nicht wirklich.
Versteck in den Büschen
Für Richard S. bleiben die Motive der Sprüher ebenso im Unklaren. Seit 18 Jahren informiert sich der Graffitibeauftragte der Wiener Linien über die Szene. Ein normaler Bürojob von neun bis sechs ist das nicht: In Büschen versteckt lauert er nachts auf Sprayer, fotografiert jedes neue Graffiti an der U-Bahn-Strecke und ist meist schon am Arbeiten, bevor selbst bei hartgesottenen Frühaufstehern der Wecker klingelt.
Seiner Meinung nach ist der einzige Weg zur Bekämpfung der illegalen Szene eine rigide Nulltoleranzstrategie. „Wenn einer mit Strumpfmaske ankommt, Türen aufbricht und Werkstattbedienstete mit der Faust niederschlägt, dann ist das ein reiner Vandalenakt!“, meint Richard S. Erwischten Sprühern verrechnen die Wiener Linien pro besprühten U-Bahn-Zug bis zu 3000 Euro an Reinigungskosten. Wiederholungstäter sind dadurch oft jahrelang hochverschuldet.
Im Vergleich zu anderen europäischen Großstädten wie Berlin und Paris sind Graffiti in Wien ein marginales Problem. Der jährliche Schaden der Wiener Linien von 200.000 Euro aufgrund besprühter Züge wird nur zu 20 Prozent von ortsansässigen Sprühern verursacht. Der erhebliche Großteil stammt von Graffititouristen aus EU-Ländern. Der harte Kern der illegalen Wiener Graffitiszene, also die, die täglich mit der Sprühdose losziehen, besteht aus circa einem Dutzend Sprühern.
Dass die illegale Szene so überschaubar bleibt, dafür ist unter anderem selbst ein Sprüher verantwortlich, nämlich Skero. Lange bevor er als Rapper mit dem Hit Kabinenparty österreichweit bekannt wurde, entdeckte Skero seine Leidenschaft für Graffiti. 1989 hat der 39-Jährige einen Zeitungsbericht über den ersten besprühten Zug in München in die Hände bekommen und ist prompt per Autostopp in die bayerische Landeshauptstadt gereist. Seitdem hat ihn das Graffitifieber gepackt und nicht mehr losgelassen.
Der Malereistudent wurde von einem pensionierten Beamten gebeten, ein Konzept auszuarbeiten, wie man legale Wandflächen für Sprüher im Stadtbild einarbeiten kann. Das europaweit einmalige Konzept namens „Wiener Wand“ wurde schließlich von der Stadt Wien genehmigt. Es gibt Sprühern an acht Plätzen die Möglichkeit, im legalen Rahmen zu sprühen. „Das muss in ’ner Großstadt schon drin sein“, findet Skero.
Sprüher wie Thomas K. werden trotzdem weiter illegal ihre Namen in Wien verbreiten. Verständnis hat er trotzdem, dass die Öffentlichkeit auf seine nächtlichen Streifzüge verärgert reagiert: „Ich will ja auch nicht, dass die Hauswände in meinem Viertel total zugeschmiert sind.“ (Fabian Kretschmer / DER STANDARD, Printausgabe, 30.12.2011)
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Privater ÖBB-Konkurrent bietet auf Facebook Belohnung für Hinweise und droht in Kommentarfunktion mit Klage
Graffitis und Tags auf Zügen sind zum gewohnten Bild geworden. Zum Leid der Eisenbahnbetreiber. Das musste jetzt auch der private ÖBB-Konkurrent Westbahn erfahren. Einer ihrer Züge wurde am Salzburger Hauptbahnhof besprüht. Auf ihrer Facebook-Seite bietet die Privatbahn 5000 Euro Belohnung für Hinweise über den Täter. Die Formulierung des Aufrufs sorgte für eine aufgeheizte Diskussion in Facebook und auf Twitter.
„Großer Fehler“
„Gestern zwischen 20.45 und 21.00Uhr in Salzburg hat jemand einen großen Fehler begangen. Er hat die WESTbahn beschädigt. Das Graffiti wurde so schnell wie möglich entfernt. Es zahlt sich also nicht aus“, schreibt die Westbahn auf Facebook.
Heiße Diskussion
In den Kommentaren forderten die Nutzer sofort Vergeltung und eine harte Strafe für die Sprayer. Ein Kommentar lautet: „De idiotn findn u mit der Zunge selbst putzn lassn…“ Es mischten sich aber auch schon zynische Kommentare und Kritik unter die Fürsprecher. „ohgott was für ein furchtbarer Fehler, die Westbahn zu beschädigen.. ich hoffe der Zug kann noch fahren? Echt schlimm sowas, an den Eiern aufhängen sollte man die!“, schreibt ein User.
Klage im Kommentar angedroht
Innerhalb kürzester Zeit hat sich eine intensive Diskussion auf der Facebook-Seite ergeben. Doch die Westbahn sorgte nicht nur mit dem Kopfgeld für Aufregung. Ein Facebooknutzer behauptete an anderer Stelle auf der Seite, dass Westbahnmitarbeiter schlecht ausgebildet seien und zwei rote Signale überfahren hätten.
Der Geschäftsführer der Westbahn drohte daraufhin im Kommentar mit einer Klage: „die WESTBAHN Mitarbeiter haben KEIN Signal überfahren! Folge wäre eine REM durch Infra. Sie haben bis 18:00 Zeit diese unrichtigen Anschuldigungen im Sinne einer strafrechtlichen Kreditschädigung zurück zu nehmen. Danach erfolgt die Anzeige bei der Staatsanwaltschaft auf Basis dieses Straftatbestandes. MfG Stefan Wehinger, GF“
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Graffitis und Kritzeleien werden in den Wiener Öffis seltener – Sie kosten die Wiener Linien jährlich rund 220.000 Euro
Schmierereien in den Wiener Öffis sind selten geworden. Das ist zumindest mein Eindruck der vergangenen Wochen, als ich bewusst nach geistreichen oder auch idiotischen Sprüchen in den Straßenbahnen, Bussen oder U-Bahnen Ausschau gehalten habe. Konnte man früher immer wieder Klassiker wie „Jenny war hier“ (oder irgendjemand anderer) an den Wänden lesen, sucht man nun vergeblich. Auch geschriebene Konversationen zwischen Unbekannten à la „Die Liebe wird siegen“ – „Wen interessierts?“ – „Mich! Nicht!“ finden sich kaum mehr unter den U-Bahn-Scheiben.
Das führt Wiener Linien-Sprecher Dominik Gries unter anderem auf die Videoüberwachung in den U-Bahn-Zügen und Haltestellen zurück. In Zukunft sollen auch die Straßenbahnen mit Kameras ausgestattet werden.
220.000 Euro für Graffitis
Außerdem hätten die Wiener Linien im vergangenen Jahr rund 220.000 Euro nur dafür aufgewendet, um Graffitis von den Außenwänden der öffentlichen Verkehrsmittel zu entfernen. Die Beseitigung eines Sprayer-Werks kann in manchen Fällen mehrere Tagen dauern und bis zu 1500 Euro kosten. Für Gries rechnet sich dieser Aufwand auf jeden Fall: „Die Fahrgäste wissen es zu schätzen, wenn ihre U-Bahn frei von diesen Dingen ist“. Außerdem wolle man den BeschmiererInnen kein Publikum bieten – vor allem nicht für politisch-bedenkliche oder rassistische Aussagen.
Auch bei der täglichen Innenreinigung der Öffis werden die Wägen auf geschriebene Botschaften und „Kunstwerke“ abgesucht. Dabei komme es laut Gries zu „einer Art Wettrüsten“ zwischen den Reinigungskräften und den „KünstlerInnen“. Denn sobald man ein Mittel gegen einen bestimmten Lackstift gefunden habe, würden die „KritzlerInnen“ nach einem neuen Schreibutensil suchen, das sich noch schwerer entfernen lässt. Deshalb verrät Gries auch keine Details zu den Reinigungsmitteln – außer dass Wasser und eine spezielle Paste für die Oberflächen verwendet werden.
Anzeige und Schadenersatz
Aber auch in der Remise müsse man aufpassen, dass sich keine SprayerInnen hineinschleichen und die Züge aufs Neue bemalen, so Gries. „Unsere ExpertInnen arbeiten europaweit mit der Polizei und anderen Verkehrsbetrieben zusammen, da die Hardcore-Szene in ganz Europa unterwegs ist“, sagt der Wiener Linien-Sprecher: „Durch Kooperation gelingt es uns auch oft gemeinsam, den Schaden wieder einzubringen.“ Als Beispiel nennt der Pressesprecher einen Spanier, der in Wien vor wenigen Monaten ein öffentliches Verkehrsmittel beschmiert hatte und schließlich in Berlin erwischt wurde.
Aber nicht nur professionelle SprayerInnen, sondern auch Laien-BeschmiererInnen der Öffis müssen mit einer Anzeige und Schadenersatzforderungen rechnen. „Manche Leute zahlen dann ein paar hundert Euro pro Monat zurück“, weiß Gries. (Bianca Blei, derStandard.at, 22.11.2011)
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Wien ist acht Tage lang der Nabel der Urban Art – Das zum dritten Mal stattfindende „BLK River“-Festival stellt internationale Street-Art-Künstler vor
Von einigen ihrer Projekte weiß aber selbst der Festivalleiter nichts.
Wien – Künstler oder Verbrecher? Bei der Gruppe Wojna („Krieg“) gehen die Meinungen auseinander: „Für das russische Kulturministerium sind wir Künstler, für das Innenministerium nicht“, sagt Wojna-Mitglied Yana Sarna. Für ihre Aktion Dick captured by KGB (2010) sprach man ihnen einen wichtigen Kunstpreis zu, was Kontroversen verursachte: Sie hatten einen 65 Meter hohen Penis auf die Litejny-Zugbrücke in St. Petersburg gemalt – der Standard berichtete. Beim Hochklappen der Brücke signalisierte sie dem gegenüberliegenden Gebäude des Inlandsgeheimdiensts FSB ein riesiges „Fuck you“.
Nach iher Aktion Palace Revolution, bei der als Protest gegen Korruption sieben Polizeiautos umgekippt wurden, inhaftierte man zwei Mitglieder. Nach Monaten kamen sie, auch dank der Unterstützung des international erfolgreichen Street-Art-Künstlers Banksy, wieder frei. Er spendete umgerechnet 90.000 Euro.
Nun ist das streitbare Kollektiv Gast des BLK River, dem heuer zum dritten Mal stattfindenden Festival für Urban Art. Nachdem sich Wojnas Aktionen auf russische Verhältnisse beziehen, sind ähnlich heftige Aktionen wie in St. Petersburg in Wien allerdings nicht zu erwarten. In der Festival-Ausstellung, die ein leerstehendes Gebäude in der Führichgasse 10 bespielt, zeigen sie mehrere Videos, die ihre Aktionen im öffentlichen Raum dokumentieren.
Urban Art, Street-Art oder Kunst im öffentlichen Raum? Festivalleiter Sydney Ogedan zieht keine fixen Grenzen zwischen den Disziplinen. Ein Graffito auf Leinwand oder einen von der Mauer gekratzten Banksy würde er allerdings niemals ausstellen. Letzteres sei „fürchterlich“, eine Zweckentfremdung ortsgebundener Werke. Eine antikonsumistische, antikommerzielle Einstellung, die manchen als gemeinsamer Nenner der sprühend, klebend und installativ in den Stadtraum eingreifenden Street-Art-Künstler gilt, ist für ihn kein Kriterium. „Wojna könnte man aber ganz sicher nicht für ein Kunst-am-Bau-Projekt gewinnen“.
Fast alle teilnehmenden Künstler haben Wurzeln in Graffiti, also jenen Markierungen öffentlicher Flächen mittels sogenannter Tags, die im American Graffiti Writing wurzeln. Das entstand Ende der 1960er-Jahren als Zeichen individueller Selbstbehauptung von „Underdogs“ in den New Yorker Ghettos. Wandmalerei ist, abgesehen von den Projekten am Donaukanal und am Alberner Hafen, heuer jedoch kein Schwerpunkt.
Urban-Art-Residenz im Ersten
Wesentlich ist für Ogedan, welche Rolle der öffentliche Raum in der Arbeit der Künstler einnimmt. So würde sich Festivalteilnehmer Erwin Wurm sicher entschieden gegen den Begriff „Street-Artist“ wehren, dennoch würden viele von dessen Arbeiten eher außerhalb des Ausstellungsraum funktionieren. Und so ist es für Ogedan kein Widerspruch, wenn deklarierte Street-Artists wie etwa der in Berlin lebende Amerikaner Brad Downey auch in institutionellen Räumen präsentieren. So wie Aram Barthall, dessen Offline-File-Sharing Projekt Dead Drops aktuell im New Yorker Moma zu sehen ist; oder Ivan Argote, der von der renommierten Pariser Galerie Perrotin vertreten wird. Aktuell präsentieren sie sich im „BLK River Art House“, einem von einer Immobilienfirma unbürokratisch zur Verfügung gestellten Innenstadt-Gebäude, gleich neben der Albertina. War der Fokus bisher international, sind heuer neben Wurm auch die beiden in Wien lebenden Künstler Marlene Hausegger und Leopold Kessler mit von der Partie.
Ganz so revolutionär wie die unerlaubte Aneignung öffentlichen Raums ist so ein Sponsoring durch privat freilich nicht. Aber die Frage nach den Eigentumverhältnissen in der Stadt (Wem gehört der erste Bezirk? Wessen Kultur ist hier sichtbar?) lässt sich trotzdem stellen. Dass sich Modelabels und Getränkehersteller wegen der jungen Zielgruppe regelrecht um Sponsoring reißen, sogar Street-Artists für ihre Kampagnen engagieren, stört Ogedan nicht. Letztes Jahr hat er eine Förderung der Stadt Wien erhalten und heuer darauf verzichtet; mit den Privaten verlaufe es angenehmer.
Welche Aktionen im öffentlichen Raum man erwarten kann? Ogedan: „Ich weiß selbst nur die Hälfte von dem, was gemacht wird.“ Freudvoll unberechenbar. (Anne Katrin Feßler, DER STANDARD – Printausgabe, 21. September 2011)
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Polizisten, die jugendliche Sprayer mit der Waffe stellten, bleiben vorerst straffrei
Wien – „Wenn die Polizei einmal mit Pistolen auf Kinder losgeht, dann sind die Grenzen unseres Rechtsstaats überschritten.“ Der grüne Sicherheitssprecher Peter Pilz ist aufgebracht. Die Beantwortung der von ihm an Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) gerichteten parlamentarischen Anfrage sei eine „Zumutung“.
Darin geht es um drei jugendliche Sprayer (im Alter von 13 bis 15 Jahren), die im Jänner einen „Antifa“-Schriftzug auf eine Mauer in Wien-Währing gesprüht hatten und mittels Schreckschuss an der Flucht gehindert worden waren (der Standard berichtete). Rechtlich gedeckt ist das durch das Waffengebrauchsgesetz, das keine Ausnahmen für Kinder und Jugendliche vorsieht – weswegen Kinder- und Jugendanwalt Anton Schmidt eine Gesetzesänderung gefordert hatte. Auch Pilz wollte den Vorfall nicht auf sich beruhen lassen und via parlamentarische Anfrage herausfinden, ob das Innenministerium den Schreckschuss in diesem Fall für gerechtfertigt hält.
„Meinungen und Einschätzungen sind nicht Gegenstand des parlamentarischen Interpellationsrechtes“, ist in der Beantwortung zu lesen. Aus dem Schreiben geht auch hervor, dass es zum Schusswaffeneinsatz gegen Kinder oder Jugendliche keine speziellen Vorschriften oder Dienstanweisungen gibt. Und dass die Polizeibeamten am Revier auf die Reisepassdaten der Jugendlichen Zugriff hatten, erlaube das Passgesetz.
Auf die Frage, welche Maßnahmen man ergreifen werde, um die Verhältnismäßigkeit des Waffengebrauchs, insbesondere bei Bagatelldelikten durch Kinder und Jugendliche, in Zukunft sicherzustellen, heißt es: „Durch regelmäßige Schulungen […] wird die Sensibilität hinsichtlich eines Schusswaffengebrauchs permanent gefördert und verbessert.“
Pilz will Disziplinarverfahren
Pilz hält das für die „übliche ÖVP-Kultur: Da werden Polizeiopfer schlicht und einfach im Stich gelassen. Tierschützer und Antifaschisten verfolgt man, während Rechtsextremisten und hochrangige politische Kriminelle geschützt werden.“
Die Causa ist für den Grünen-Politiker damit noch nicht erledigt: Er sei davon ausgegangen, dass die Innenministerin ein Disziplinarverfahren gegen die Beamten einleite. Da das offenbar nicht geschehen ist, will er das jetzt tun. (Jutta Kalian/DER STANDARD, Printausgabe, 3./4. September 2011)
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Vandalismus kostet ÖBB und Wiener Linien mehrere hunderttausend Euro jährlich
Wien – Die ÖBB sehen sich heuer besonders oft mit Problemen durch Graffitis konfrontiert. Vor allem seit Beginn der Sommermonate hätten die Sprayer „mehr Ideen für kreative Schäden“ entwickelt, wie es Sonja Horner, Konzernsprecherin der ÖBB, bezeichnet. Die Höhe der Sachbeschädigung bei den Bundesbahnen stieg im Vergleich zum vorigen Sommer um 20 Prozent, insgesamt beträgt der Schaden im Jahr 2011 schon eine halbe Million Euro. Warum ausgerechnet heuer so gern gesprayt wird, stellt die ÖBB vor ein Rätsel.
Schon ein Graffiti könne großen Schaden anrichten. Laut ÖBB beläuft sich das Ausmaß an Reinigungskosten pro Zug auf 10.000 bis 100.000 Euro. Besonders heikel seien Graffitis an den Fenstern. Manche Züge müssten gar komplett neu lackiert werden.
Auch die Wiener Linien klagen über verstärktes Sprayen im Sommer, von einem drastischen Anstieg im heurigen Jahr könne man allerdings nicht sprechen, so Dominik Gries von den Wiener Linien. Der Schaden bewege sich relativ konstant um 200.000 Euro pro Jahr.
Nur wenige werden erwischt
Betroffen ist hauptsächlich der Großraum Wien, besonders beliebt bei den Sprayern sind die Bahnhöfe Matzleinsdorfer Platz, Wien West, Floridsdorf, aber auch Praterstern und Penzing. Laut Wiener Linien sei ein großes Problem, dass die Anlagen, in denen die Züge in der Nacht abgestellt werden, zu weitläufig sind, sodass die Mitarbeiter nicht lückenlos kontrollieren könnten. Auch spezielle Sicherheitstüren würden für die Täter offenbar kein Hindernis darstellen.
Die ÖBB behelfen sich mit Schwerpunktkontrollen durch eine private Sicherheitsfirma. Dadurch konnten Ende Juni drei Wiener Sprayer in flagranti erwischt werden, insgesamt konnten die ÖBB heuer schon 20 Täter ausforschen. Von den Wiener Linien werden jährlich zwischen zwölf und 15 Sprayer angezeigt.
Gefahr für die Sprayer
Die klassischen Sprayer gebe es übrigens nicht, sie würden in allen sozialen Schichten und allen Altersklassen vorkommen, erklären die beiden Konzernsprecher unisono. Auch ein harter Kern international vernetzter „Hardcore-Sprayer“ sei in Wien aktiv, sagt Dominik Gries von den Wiener Linien. ÖBB-Sprecherin Sonja Horner kritisiert zusätzlich das mangelnde Gefahrenbewusstsein: „Den meisten geht es beim Sprayen um den Nevenkitzel beim Hinterlassen der ‚Kunstwerke‘, viele vergessen dabei jedoch, wie gefährlich das Betreten der Bahnanlagen sein kann, besonders stromführende Oberleitungen stellen ein extremes Risiko dar.“
Was für die Sprayer Kunst ist, bedeutet für die Verkehrsbetriebe enormen finanziellen Schaden. „Zu wenige“ würden erwischt, so Horner: Wo es möglich sei, hole man sich das Geld für die Reinigung jedoch wieder zurück. Üblich seien Rückzahlungsvereinbarungen, wo die Täter mehrere hundert Euro pro Monat zahlen müssten – bei Wiederholungstätern oft auf Jahre hinaus. (Sandra Eigner, derStandard.at, 17.8.2011)
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Wollten ihre Werke per Foto dokumentieren
Wien – Die Polizei hat drei vermeintliche Graffiti-Sprayer wegen Sachbeschädigung festgenommen und angezeigt. Die Festnahmen erfolgtne am Dienstag gegen 12.00 Uhr auf dem Bahngelände bei der Gunoldstraße in Wien-Döbling.
Der Angestellte eines dort ansässigen Unternehmens beobachtete die drei Männer im Alter von 21, 31 bzw. 32 Jahren, als sie auf den Gleisen abgestellte Waggons der Wiener Linien fotografierten. Wie sich herausstellte, hatten die drei diese am Abend zuvor mit Graffitis versehen und wollten ihre Werke dokumentieren. (APA)
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„Sprayer können eine ziemliche Irritation sein, aber Schießen ist unverhältnismäßig
Graffiti sind cool, Ausdrucksmittel einer jungen Generation, können sogar eine Kunstform sein und/oder ein sozialer Protest. So sehen das manche.
Die anderen sehen in Graffiti vor allem einen Angriff auf zivilisiertes Zusammenleben in der Großstadt: Meist ist es ein aggressives, eher banales Gekrakel, mit dem ganze Straßenzüge in Wien verunstaltet werden.
In manchen Bezirken kann man die Spur der Sprayer kilometerweit verfolgen. Kein Mensch hält sich an die offiziell ausgewiesenen Graffiti-Flächen. Keine frisch renovierte Hausfassade ist sicher (wann wird wohl der erste Sprayer der strahlend weißen Fassade des Theseus-Tempels im Volksgarten nicht widerstehen können?).
Es handelt sich, wie gesagt, um eine Frage des sozialen Zusammenlebens. Die Stadt Wien hat da offenbar Handlungsbedarf erkannt: Im ersten Quartal dieses Jahres gab es 512 Festnahmen und Anzeigen wegen Graffiti.
Aber: Dass jetzt ein Polizist in Wien-Währing einen Warnschuss in die Erde abgegeben hat, weil die Funkstreife sonst drei jugendliche Sprayer nicht fassen hätte können, ist schon wieder jenseits. Die Sprayer können eine ziemliche Irritation sein, aber Schießen stellt eine unverhältnismäßige Gewalt dar.
Die Stadt setzt recht erfolgreich Mediatoren im Gemeindebau ein. Es müsste auch eine Strategie möglich sein, um das Sprayen einzudämmen. (RAU/DER STANDARD, Printausgabe, 4./5. Juni 2011)“
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